«Haaallo!», ruft Marlen Zürcher und trommelt mit rotlackierten Fingernägeln auf den Tresen der Tankstelle.

«Komme», sagt Xherdan.

«Ja wo sind Sie denn?»

«Gleich.» Hinter dem Pasta-Gestell kommt ein kräftiger Mann hervor, schwarzes Haar, rasierter Scheitel.

«Es eilt.» Sie streift eine blonde Locke hinters Ohr.

«Nun?»

«Die rote Warnleuchte.»

«Warnleuchte?»

 

«Im Bordbuch steht: Motoröl nachfüllen.»

«Aha.»

«Machen Sie. Ich werde erwartet.»

«Oha. Welches Öl wollen Sie? HD 15-50, HD 10-40 oder HD 30?»

«Das bordeauxrote»

«Aja.»

Draussen bei der Zapfsäule stinkt es nach Benzin und Diesel. Xherdan öffnet die Motorhaube, giesst, prüft. «Alles gut».

Er schaut sie an. Etwas irritiert sie. Grinst er? Oder liegt’s am Tattoo auf dem Unterarm mit Amors Pfeil?

«Wie meinen Sie?», fragt sie mit geröteten Wangen.

«Na, das Auto. Die Warnleuchte macht Pause.» Er zwinkert und reibt seine Hände an einem Putzlappen.

Zürchers Handy klingelt.

«Ja... an einer Tankstelle..., was? ..., du Arme! … Ich hatte mich so gefreut..., klar, ein anderes Mal. Gute Besserung. Mist.»

«Ist was?», fragt Xherdan.

«Der Frauenabend ist abgesagt. Migräne.»

«Kann’s geben.»

«Ärgerlich.»

Marlen Zürcher schaut sich zum ersten Mal richtig um und Xherdan an: «Sagen Sie, wie wär’s mit einem Kaffee?»

«Sie brauchen eher einen Gin Tonic.»

«Woher wissen Sie das?»

So fing alles an.

 

Bruno Fuchs  19.05.2023